Früh am Morgen ist wenig los an Flensburgs Küste. Es ist der erste Weihnachtsfeiertag und es ist verdammt kalt draußen.

Es ist ein klarer Tag Ende Dezember. Doch es wird wohl der Letzte derart sonnige Tag sein in diesem Jahr.

Ich muss raus. Segeln geht noch nicht, alles ist vereist, also zieht es mich einen der zahllosen Strände in der Umgebung. Ich muss es noch einmal sehen, dieses Farbenspiel, bevor das Grau der kommenden Tage mich erneut einholt und die tristen Töne des Winters wie in Dauerschleife abspielt.

Es tut gut draußen zu sein. Allein mit mir und meinen Gedanken. Gedanken über Kälte und Emotionen. Über Ängste und Hoffnungen. Über das Leben und die Liebe.

Hier draußen begenet mir zartes Leben, umgeben von Kälte und doch voller Hoffnung auf ein Morgen. Wir sollten von der Natur lernen. Ihr vertrauen. Sie schätzen.

Sie ist unser Vorbild, sie ist Schöpfung und Schönheit zu allen Jahreszeiten. Sie steht in ständigem Wandel, doch ihre Beständigkeit ist auch die Grundlage unseres Lebens.

Ich bewundere ihre Stärke und fühle Demut. Sie schafft es, sich aus eisigen Klauen zu befreien um dann erneut zu erstrahlen. Sie ist unser Lebenselixier und gibt uns Kraft.

Raureif überzogene Blätter liegen am Strand. Der Sand ist gefroren. Blätter, Sand und Kiesel knirschen unter meinen Schuhen. Ich liebe dieses Geräusch. Jetzt im Winter ist es deutlicher. Langsamer. Intensiver. Ich könnte ewig darauf hin und her gehen und diesem Klang lauschen.

Die Kälte ist spürbar und hinterlässt überall ihre Spuren. So wie auch der Mensch mit seiner Emotionslosigkeit viel zu oft kalte Spuren hinterlässt.
Doch in der Kälte hier draußen besticht die Schönheit das Auge und verwandelt sich in Kunst. Einzigartig und ohne Zutun jeglicher künstlichen Essenz.

Die Sonne hat sich bereits erhoben und so kehre ich um und wende mich ihr zu. Gehe am Strand zurück und nehme noch ein Mal das zauberhafte Knirschen mit.

Ich bin glücklich für diesen Moment. Es erfüllt mich mit Freude zu sehen, wie die Farben erwachen. Um diesen Moment wieder und wieder hervor holen zu können halte ich ihn fest.



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