Heute ist einer der wenigen echten Wintertage im Jahr. Es ist klirrend kalt. Doch bei blauem Himmel und strahlender Sonne zieht es mich raus. Ich brauche Meer. Ich brauche Sonne und heute brauche ich auch mal Schnee.

Hier am neuen Meldorfer Hafen habe ich das Glück und finde alles drei auf einmal. Für den Hafen hier interessiert sich heute kaum wer, weshalb man hier die traumhafte Stille dieser faszinierenden Winterlandschaft genießen kann.

Der Anblick begeistert mich. So schön hatte ich es mir nicht vorgestellt.

Der Hafen hält tiefen Winterschlaf. Die Stege sind leer und eine dünne Eisschicht überzieht hier und da das Hafenbecken.

Nordsee. Gezeitenrevier. Meer der Mythen und Sagen. Der Stürme und Katastrophen. Doch der Blick hinaus sagt heute etwas völlig anderes.

Ruhige See. Flaute. Keine Abenteuer. Stille. Nur von fern höre ich das Lachen der Kinder, die mit ihren Schlitten den schneebedeckten Deich hinab sausen.

Die Hafeneinfahrt jedoch liegt spiegelglatt vor mir. Es ist kaum vorstellbar, dass es hier anders zugehen kann. So friedlich spiegeln sich die Dalben im Wasser, dass es fast unecht wirkt.

Es ist idyllisch hier und die schneebedeckten Gräser und Sträucher am Ufer tragen mit ihrer kalten Last zu diesem Bild bei. Ihre zarten Zweige sind stark und ihre Ausdauer wirkt schon fast etwas stoisch.


Das Hafenbecken ist riesig. Im Sommer ist es hier sicherlich voll. Doch jetzt ist keiner da. Der Weg um den gesamten Hafen ist einsam. Der Schnee knirscht bei jedem Schritt unter meinen Schuhen. Ich mag dieses Geräusch und ich freue mich wie ein kleines Kind über dieses Erlebnis. Viel zu selten höre ich es im Winter.


Schön ist es einfach. Zu allen Seiten Natur. Für Mensch und Tier ist gesorgt. Schnatternde Wasservögel bewohnen die Naturschutzgebiete weiter nördlich und östlich, während der Mensch abgelegen davon seine Boote jenseits der schmalen Straßen versorgen kann.

Doch auch hier trifft man keine Seele. Nur die Reifenspuren bezeugen, dass auch andere Menschen hier irgendwo sein müssen. Ansonsten auch hier, einfach Stille.

Ich will nicht fort. Will noch ein bisschen bleiben. Meinen Gedanken nachhängen. Den frühen Abend genießen und mit dem Sonnenuntergang ausklingen lassen.

Meine Gedanken beginnen ab zu schweifen und für einige kurze Momente träume ich mich fort.

Ich könnte ewig hier stehen und diesen Anblick in mich aufnehmen. Es fasziniert mich jedes mal auf’s Neue, wie der Himmel diese Farben zustande bringen kann.

Nocheinmal zieht es mich auf die andere Seite des Deiches. Noch ein mal blicke ich auf die stille Nordsee. Irgendwo da draußen wird die Sonne gleich verschwinden um an einem fernen Ort dieser Welt andere Menschen zu erfreuen.

Doch solange sie noch ihr Farbenkleid am hiesigen Himmel trägt, solange bleibe ich und halte inne um mich ebenfalls an ihr zu erfreuen.
Für mich bedeutet dieser Anblick Leben. Und Liebe. Unbeschreiblich und einfach schön.

Es ist noch immer kalt. Bitterkalt jetzt und das freigelegte Watt gefriert augenblicklich. Ein seltener Anblick diese Eisschicht auf dem nassen Schlick.







Jetzt wird es dunkel und dicke Nebelschwaden bedecken die Felder. Sie verleihen dem Rückweg etwas gespenstisches. Der sternenklare Abend rundet die Erlebnisse des Tages ab und lässt mich während der Heimfahrt alles nocheinmal Revue passieren.

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