An der untersten Spitze des Geltinger Noors liegt still und unscheinbar ein kleiner Parkplatz in einer schmalen Nebenstraße. Wer ihn nicht kennt, würde nicht auf die Idee kommen, in diese Straße zu fahren. Entsprechend ruhig ist es hier und für mich der Ideale Ausgangspunkt, wenn ich mich mal wieder nicht entscheiden kann, ob ich lieber durch den Wald oder an der Küste mit Wasserblick sein möchte.

In kräftigen Farben liegt das Noor still da. Seine Uferkante ist feucht und der Übergang von festem Waldboden zu nassem Schilfboden scheint fließend. Hier findet sich ungestörter Lebensraum für unzählige Kleinstlebewesen und Vögel. Für den Menschen bleibt nur ein schmaler Einblick in diese geheime Welt.

Uralte Bäume finden hier im Nordschauwald Platz und wenn ihre Zeit vorbei ist, entsteht aus ihren Überresten und Baumstümpfen einfach neues Leben. Ich liebe den Wald in dieser ursprünglichen Form.

So bin ich in meine Gedanken vertieft, als ich plötzlich einen weißen und bunt beschrifteten Küstenstein am Wegesrand entdecke. Immer mal wieder fällt mir einer ins Auge, dessen Botschaft mich zum nachdenken anregt. So auch dieser.

„Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“. Den Spruch kennt wohl jeder. Aber das wirklich so? Ich persönlich finde nicht. Denn wo Vertrauen ist, da nimmt die Angst keinen Raum ein. Und wo Liebe ist, braucht es keine Kontrolle. In diesem Rahmen gäbe es meiner Ansicht nach noch die Ehrlichkeit, doch die steht jetzt gerade auf einem anderen Blatt und hat wohl auch auf diesem Stein kein Fleckchen mehr gefunden.
Ich verlasse den Wald und gehe Richtung Küste. Neben mir begleitet mich noch immer das Stille Noor mit einem Ausläufer.

Vor mir geht es auf den Deich. Ich freue mich auf den Anblick, Der mich erwartet. Schließlich war ich schon öfter hier und weiß was kommt.

Einer der Plätze, an denen mein Herz schwer wird, denn irgendwo da draußen, auf dem Foto nicht zu erkennen, steht der Kalkgrund. Dieser magische Leuchtturm mitten im Wasser, dessen Passieren mit dem Boot mit stets innere Freiheit verspricht. Ich vermisse es, an ihm vorbei zu segeln und in eine andere Welt abzutauchen.

Heute blicke ich nur von Land aus auf’s Meer, denn heute ist Wandertag. Ich bin froh, beiden Leidenschaften im Herzen ein Stück folgen zu können. Die Geltinger Bucht begrüsst mich mit Glitzerwasser und ich beginne zu träumen.

Ich mache Pause und genieße den Ausblick. Sowohl vor mir, als auch hinter mir. Zum Glück sind nur wenige Menschen unterwegs und so nehme ich die Stille, die mich hier umgibt tief in mich auf.

Unten am Wasser gehe ich weiter. Ich liebe steinige Strände. Mag das Geräusch, wenn die Steine unter den Schuhen beim aneinander reiben knirschen und anschließend ein Stück weit in Sand des Strandes verschwinden.

Immer wieder halte ich inne und entdecke etwas, was ich für heute in meiner Erinnerung behalten möchte. Es sind immer wieder Farben, die ich zum Stehen bleiben bringen.



Nicht nur am Wasser, auch oben auf dem Weg leuchtet es mir entgegen. Ich bin einfach immer wieder fasziniert von dem, was die Natur an Farbenspektrum zu bieten hat. So kraftvoll und intensiv.

Ich kehre um bevor ich zu dicht in Richtung Zivilisation komme. Ich möchte keine Menschen sehen und gehe den selben Weg zurück, den ich gerade gekommen bin. Noch einmal alles aufnehmen und eine andere Perspektive bestaunen.

An der Bank endet der Deich. Hier geht es wieder runter. Richtung Noor und Wald, vorbei an Wiesen und Feldern.




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