Der Tag ist schön. Sonne satt und den ganzen, wenngleich auch kurzen Tag über strahlt der Himmel in einem einzigen Blau. Wolken gibt es heute keine.

Nachdem ich heute bereits den Sonnenaufgang an der Ostsee miterleben durfte, so zieht es mich jetzt an die Nordsee zum Sonnenuntergang. Doch noch dauert es etwas und ich mache eine Runde um das Hafenbecken des neuen Meldorfer Hafens.

Es ist kalt. Und eine traumhafte Windstille umgibt mich. Das Wasser liegt wie ein Spiegel da und der Himmel spiegelt seine leuchtende Farbe darin. Es ist einfach faszinierend.

Auch hier begegne ich wieder keinen Menschen. Wo sind sie nur alle? Es ist nicht so, dass ich sie vermissen würde. Sie würden allesamt die Atmosphäre beeinträchtigen. Doch ich frage mich, warum kaum einer die Stille derartiger Schönheit aushalten kann.

Ich hingegen könnte ewig stehen bleiben und einfach nur hinsehen. Jeden Grashalm, jeden Tropfen und jede Farbnuance. Ich finde es einfach schön.

Auch jetzt im Winter ist es einfach nur schön sich draußen an und in der Natur erfreuen zu können und ich merke wieder, dass ich den größten Teil meiner Mitmenschen nicht auch nur annähernd verstehen kann.

Es gibt so viel zu sehen und so viele hocken nur in ihren vier Wänden und starren in die Glotze. Ich verstehe nicht, was es ist, was sie dort hin zieht. Den Anblick hier und jetzt kann ich so viel mehr abgewinnen, dass ich überhaupt nicht das Bedürfnis verspüre in eine vorgegaukelte und unechte Welt entfliehen zu wollen.

Nein. Diese Welt hier, die reale Welt ist es, die mich so unendlich tief in ihren Bann zieht und ich ärgere mich manchmal, dass ich eigentlich viel zu wenig über sie weiß.

Stattdessen stehe ich nur da und sehe sie an. So wunderschön. Ich nehme sie einfach in mich auf, wie sie sich gerade gibt. Ob es um mich herum warm oder kalt ist, spielt dabei keine wirkliche Rolle.

Hier an der Nordsee ist es auch ganz gleich, ob das Wasser da ist oder gerade mal wieder verschwunden, denn das glitzernde Watt ist die Krönung und besitzt eine ganz eigene und geheime Eleganz.

Selbst Eis und Kälte haben hier ihre eigene und ganz besondere Schönheit. Bizarre Eiskristalle überziehen den Küstenstreifen und der sonst so matschige Boden ist überzogen mit einer dünnen Eisschicht.

Ich bleibe heute fern vom nahen Grund der Nordsee und blicke stattdessen über die rutschigen Steine hinaus in die Ferne.

Die Sonne neigt sich so langsam und verleiht dem Himmel seine abendliche Anmut. Das Licht wandelt sich und bringt seine Faszination mit sich.

Und mit dieser Faszination spüre ich Wiedervereinigung Zeit. Trotz Eis und Kälte vergeht die Zeit jetzt wieder wie im Fluge. Viel zu schnell sind diese einzigartigen Bilder immer vorbei.

Sobald die Sonne tief genug steht, kann ban sehen, wie schnell sue im Meer verschwindet. Hier hat Zeit eine andere Bedeutung und man spürt, wie vergänglich das Leben doch ist.

Scheint die Zeit hier draußen ewig, so zeigt sie uns Menschen, zumindest bei genauer Betrachtung, dass wir nur für einen winzig kurzen Moment teilhaben können am Großen und Ganzen.

Wieder wird mir bewusst, dass ich genau das Richtige tue, wenn ich bei minus zehn Grad hier draußen dem alltäglichen Naturschauspiel beiwohne. Ehrfurcht ist das Wort, was hier und jetzt alles beschreibt.

Ich halte inne und lasse meinen Blick schweifen. Von hier an sprechen nur noch Bilder, während meine Gedanken schweigen.












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